RE: Futures - Kapitalkosten
Hallo Felix,
es gibt keinen Gedankenfehler! Was du schreibst ist absolut richtig. Allerdings können die Cost of Carry sowohl positiv als auch negativ sein. Die Kosten einer Longposition setzen sich aus den Erlösen des Underlyings und den Finanzierungskosten zusammen.
Wenn du den Dax-Future kaufst zahlst du daher den Kassapreis zuzüglich der Finanzierungskosten bis zum Laufzeitende und abzüglich der (erwarteten) Dividenden die in dieser Zeit auflaufen. Sofern die Dividendenzahlungen unter den Finanzierungskosten liegen kostet dich das halten der Position daher Geld auch wenn der Kassamarkt sich nicht verändert. Es gibt hier bezüglich der Kosten keinen Unterschied zu einem kreditfinanziertem Kauf des Underlyings, außer dass du wesenlich fairere Konditionen (Zinssatz) erhälst, als wahrscheinlich bei einem Effektenkredit über deine Hausbank möglich. Je weiter der Verfallstag entfernt ist umso mehr Einfluss haben Veränderungen der Finanzierungskosten auf den Kontraktpreis. Der FDAX kann sich dann also auch durch eine noch nicht eingepreiste Veränderung der kurzfristigen Zinsen bewegen, selbst wenn der Kassamarkt konstant bliebe.
Eine Short Position im FDAX würde dir hingegen unter gleichen Vorraussetzungen, ohne Veränderung des Kassamarktes, stetige Zinserträge bescherren.
Bei Bonds (z.B. T-Bond, Bund-Future) erzielt hingegen die Longposition im Normalfall stetige Erträge. Bei den Devisen kommt es darauf an, wo höhere Zinsen gezahlt werden, bei Rohstofffutures zahlst du die Lagerhaltung der Ware zuzüglich Finanzierung und bekommst sie bezahlt wenn du short bist.
Bei der Erstellung von Endloskontrakten gibt es verschiedene Verfahren um den Kontraktwechsel an die Basisdatenreihe anzupassen. Alle haben Vor- und Nachteile. Kein mir bekanntes Verfahren passt die Kontrakte so an, wie es eigentlich für einen fliessenden Übergang ohne Verzerrungen sein müsste. Trotzdem kann man derart adjustierte Kontrakte natürlich verwenden, es kommt immer darauf an, was man damit machen will.