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Registrierungsdatum: 2. September 2002

Beiträge: 433

Wohnort: Freiburg

1

Sonntag, 9. November 2003, 11:33

ist das Training auf einen Titel sinnvoll?

Hallo zusammen,

ich möchte hier mal eine Diskussion "lostreten". Die Frage ist, ob ein Training bzw. Optimierung auf die spezielle Charakteristika einer Aktie überhaupt sinnvoll ist. In diesem Zusammenhang (es war nicht der Auslöser) habe ich mal untersucht, wie sich bei einem NN bzw. einem einfachen Handelssystem die Gewinne in zwei verschiedenen Handelsperioden unterscheiden bzw. ob es da einen Zusammenhang gibt. Es wurde über jeweils 500 Aktien auf einen Zeitraum von 1976 bis heute untersucht, sowohl beim HS wie auch beim NN gab es über 50000 Trades. So dass eine gewisse stat. Aussagekraft da ist.

Details hier:


http://www.handelssysteme-online.de/html…n_fuer_nns.html

http://www.handelssysteme-online.de/html/student_t-test.html


Das Ergebnis bei beiden Tests: Es gibt keinerlei Zusammenhang zwischen den Profiten in Zeitraum 1 und Zeitraum 2. Die Systeme an sich haben weiterhin wunderbar funktioniert, aber solche, die in Zeitraum 1 gut waren, waren in Zeitraum 2 eben nicht besser als der Durchschnitt, eher im Gegenteil. Scheinbar ändern sich also die Charakteristika einzelner Aktien sehr stark, nicht jedoch die Eigenschaften im Schnitt. Das wirft die Frage auf, ob das, was wir einzelnen Aktien als "eigene" Charakteristik zuerkennen nicht eine zufällige Eigenschaft ist und es gar keinen Sinn macht zu probieren, diese Eigenschaften auszunutzen. Die andere Erklärung wäre, dass Aktien in ihrem "Leben" bestimmte Phasen durchmachen, in denen sie bestimmte Charakteristika besitzen. Dann könnte man sich jeweils diese Aktien aussuchen.

Was meint ihr??

Grüsse
Bernhard

Wiwu Weiblich

Experte

Registrierungsdatum: 4. September 2002

Beiträge: 1 752

Wohnort: Neuenhagen b. Berlin

2

Sonntag, 9. November 2003, 23:47

Hallo Bernhard,

ich finde Deine Untersuchung -wie auch schon gepostet- sehr interessant. Trotzdem glaube ich nicht, dass man soweit gehen sollte Eure Ergebnisse zu verallgemeinern. Ich hatte ja beispielsweise schon die Untersuchung von deBondt und Thaler erwähnt- die beiden haben eine negative Korrelationen zwischen der Profitentwicklung jeweils einer Aktie in Periode 1 und 2 festgestellt - und somit klar einen Zusammenhang.
Wenn wir noch ein wenig forschen finden wir mit Sicherheit auch noch jemanden, der positive Korrelationen entdeckt hat.....
Generell plädiere ich für ein gesundes Mißtrauen im Bezug auf Statistiken (bzw. auf die beeindruckende Anzahl möglicher Fehlerquellen ihrer Erstellung und Interpretation :)) ).
Wie war das doch gleich ? Trink ich 7 Tage lang jeden Abend eine Flasche Wein, komm ich statistisch gesehen auf 1 Flasche Wein pro Tag- eine noch akzeptable Quote. Trink ich die ganze Woche nichts und am Sonntag 7 Flaschen, komme ich statistisch gesehen auch auf eine Flasche Wein pro Tag- bin aber leider tot. :))
Was ich damit ausdrücken will ist, dass es Sinn macht, auf nur ein Wertpapier zu testen und zu optimieren, wenn es profitable Händler gibt, die nur ein Wertpapier handeln. Soweit mir bekannt ist, trifft das auf viele erfolgreiche Futures-Händler zu- trotz oder wegen (????) Statistik.
Habt Ihr eigentlich solche Untersuchungen auch mal für Futures oder andere Arten von Wertpapieren durchgeführt oder willst Du Die Diskussion hier nur für Aktien führen? Falls Ihr es gemacht habt- gab es denn da Korrelationen?
Viele Grüße von Anke

http://www.ascunia.de

jürgen

unregistriert

3

Montag, 22. Dezember 2003, 00:25

RE: ist das Training auf einen Titel sinnvoll?

Hallo Bernhard,

zunächst mal vorweg ein dickes Lob für deine immer lesenswerten Beiträge.

Ich würde die Frage im Hinblick auf die Inputs des NN differenzieren.

Benutze ich als Inputs Underlying immanente Indikatoren, so sollte sich durch eine breitere Referenztitelbasis eine höhere Stabilität ergeben.

Benutze ich als Inputs jedoch schon Intermarketdaten wie z.B. Branchenindizes, typische Umschichtungsindizes (Midcaps, Smallcaps Bigcaps, oder Aktien, Bonds, oder Randmärkte Gold, Öl, Bonds, oder eigentlich inverse Indizes z.B. Vix, so erscheint mir das Training auf einen einzelnen Titel sinnvoll... Das gilt zumindest für Index NNs.

Ich wünsche schöne Weihnachten guten Rutsch und ein erfolgreiches neues Jahr

jürgen

Adrian

unregistriert

4

Montag, 22. Dezember 2003, 01:32

Hi Bernhard,

ohne das NN zu kennen, kann man nicht viel dazu sagen. Man könnte ja ein NN mit 50 Generationen trainieren und sich aus der Optimierungshistorie das NN rauspicken, dass die Ergebnisse liefert, die man gerade haben will. Oder man trainiert 50 NN mit jeweils 1 Generation und erhält trotzdem 50 verschiedene Ergebnisse. Deshalb hat ein einziges NN meiner Meinung nach keine Aussagekraft.

Bei meinem Papertrading (FGBL) mache ich genau das Gegenteil: In der Fachliteratur wird empfohlen, ein ökonometrisches Modell zu erstellen (nach bestem Wissen und Gewissen) und dieses dann in einem unbekannten Zeitraum zu testen. Sind die Ergebnisse zufriedenstellend, dann kann man dieses Modell für Prognosen einsetzen. Von mehreren Zeitreihen und verschiedenen Kontrollzeiträumen steht da nichts. Deshalb habe ich verschiedene NN erstellt, wobei die Inputs gleich sind und nur der Aufbau der Inputschablonen variiert. Anschließend habe ich die NN in ein HS eingesetzt, die nach meinen Berechnungen die stabilsten waren. Somit teste ich hier genau das Gegenteil. :))
Laut "Fachliteratur" müsste diese Methode funktionieren. Liest man aber die Thesen hier im Board, müsste nun ein kompletter Absturz kommen. Ich bin selbst auf das Ergebnis gespannt, wobei ich zugeben muss, dass ich das Ergebnis schon erahnen kann. :]

MfG

Adrian

Registrierungsdatum: 2. September 2002

Beiträge: 433

Wohnort: Freiburg

5

Montag, 22. Dezember 2003, 17:44

@Jürgen
ich mache den gleichen Test derzeit auch mit (einem) Intermarket NN. Natürlich ist das nicht zu vergleichen mit einem Netz, das nur auf eine Aktie (oder Index) trainiert wurde. Bei diesen hat man eben das Problem des extremen Curve Fitting bzw. das Problem zu erkennen, wann sich fundamentale Zusammenhänge geändert haben (und dies rechtzeitig). Manche Netze laufen Jahre, manche stürzen sofort ab...

@Adrian
ich finde Dein "Experiment" gut. Ich hoffe, Du hälst es durch, es ist nämlich so viel Arbeit sowas durchzuhalten...

Ich war aber schon einigermassen erstaunt über Deine Netzerstellung. Nun, auf die Wissenschaft sollte man nicht zu viel geben, von denen tradet niemand ein NN und das merkt man auch. Also ich konnte aus Veröffentlichungen bisher nicht viel nützliches rauslesen... Ich weiss ja selbst zu gut, wie solche Veröffentlichungen geschehen, ich produziere ja selbst genug...

Dass Dein Netz abstürzt muss nicht sein, manche Netze von mir liefen Jahre, andere sind eben sofort abgestürzt. In jedem Fall war aber die Performance schlechter als im Backtest. Du musst also viel Durchhaltevermögen mitbringen. Ich kann nur empfehlen, historische Test der eigenen Methode zu machen. Also von 1992 - 95 zu trainieren, die Auswahl genauso zu machen und dann zu schauen, wie lange es läuft. Dann einen Monat weiter und das gleiche nochmals. Bei mir waren die Ergebnisse sehr ernüchternd...

Grüsse
Bernhard

Adrian

unregistriert

6

Montag, 22. Dezember 2003, 20:18

Hi Bernhard,

worüber hast Du Dich gewundert? Die linearen Modelle werden nach dem Kleinste-Quadrate-Prinzip optimiert (die Summe der Fehlerquadrate wird minimiert). Das entspricht bei uns der Trainingsmethode "Trainingszeitraum", wobei ich hier jedoch nicht nach dem quadratischen Fehler optimiert habe.
Anschließend gucken die Volkswirte, ob das Modell auch in einem Kontrollzeitraum funktioniert. So habe ich das auch gemacht. Nun müsste das NN also Riesengewinne abwerfen. So steht's überall geschrieben. :))

Meiner Meinung nach wird die Kapitalkurve wild hoch und runter springen. Es sollte jedoch eine gewisse Tendenz nach oben geben, so dass letztlich ein kleiner Gewinn bei hohem Risiko rausspringt. Eine glatte, steigende Kapitalkurve dürfte nur herauskommen, wenn man mehrere verschiedene Futures gleichzeitig tradet, wobei man auch hier nicht all zu viel erwarten darf (siehe Quadriga). Mit Drawdowns und Seitwärtsphasen hat auch deren Kapitalkurve arg zu kämpfen.
Man müsste für jeden Future 1 NN erstellen und darauf achten, dass die Korrelation zwischen den einzelnen Märkten nahezu 0 ist. Das ist für mich der Schlüssel zum Erfolg.

Wenn man 1 NN für mehrere Aktien erstellt, müsste man doch darauf achten, dass die Korrelation (zwischen den Aktien) möglichst hoch ist, oder?

MfG

Adrian