Liebe Leute,
@Nasenbär und alle.
Für die Beurteilung der Güte eines Handelssystems ist weniger der Profit, als viel mehr das hierfür eingegangene Risiko entscheidend. Daher ist auch die Optimierung auf den Netto-Profit wenig hilfreich, erst unter Berücksichtigung des eingegangenen Risikos hierfür, ist eine Optimierung (wenn überhaupt) sinnvoll.
Eine Möglichkeit dieses Risiko zu quantifizieren ist die Betrachtung des sogenannten „Drawdowns“ (also der größte Kapitalverlust innerhalb eines untersuchten Zeitabschnittes im Verlaufs des Handelssystems berechnet als Differenz vom Höchstpunkt zum Tiefstpunkt der Kapitalkurve). Risikokennzahlen sind ein Hauptbestandteil komplexer Kennzahlen zur Beschreibung der Qualität eines Handelssystems.
Die Kennzahl des (maximalen) Drawdowns besagt etwas über das (einmalige, größte) Kapitalrisiko eines HS, aber noch nichts über den Kapitalrisikoverlauf, hierfür können die Kennzahlen der einzelnen Drawdownphasen miteinander verglichen werden. Da Zahlen alleine aber wenig anschaulich sind, bedient man sich einer grafischen Darstellung.
Ausgangspunkt hierfür ist die Kapitalkurve selbst. Es wird der jeweilige Kapitalverlust nach vorangegangenen Kapitalhöchststand, „herausgeschnitten“. Die dadurch entstehende Kurve, die „Underwater Equity Curve“, enthält jetzt nur noch die Information über die Kapitalverluste nach Kapitalhöchststand, die Kapitalhöchststände selbst sind somit ausgeblendet, da diese als Wert größer oder gleich Null dargestellt sind. Die Underwater Equity Curve gibt also keine neuen Informationen über den Kapitalverlauf sondern lässt Informationen zur besseren Übersicht einfach weg. Um mir diesen teilweisen Gleichlauf zur normalen „Equity Curve“ zu veranschaulichen, wähle ich die Darstellungsart der Kapitalkurve(also ebenfalls eine Liniendarstellung, siehe Bild, und nicht die für die Underwater Equity Curve sonst übliche Flächen – oder Säulendarstellung).
Die Darstellung der einzelnen Drawdownphasen mittels Underwater Equity Curve erlauben Aussagen insbesondere über Dauer und Ausmaß dieser Verlustperioden. So lässt sich anschaulich einschätzen, wie lange man auch in Zukunft unter Umständen warten muss, bis die Kapitalkurve wieder ein neues Kapitalhoch erreicht und ob mit häufigen und starken Drawdownphasen zu rechnen ist.
Gerade hierin offenbart sich die Stärke der Underwater Equity Curve. Es lassen sich normale von ungewöhnlichen (da in Dauer und Ausmaß ausgedehnten) Verlustphasen unterscheiden. In gewisser Hinsicht lassen sich somit auch Aussagen über die Stabilität des HS treffen (eine genügend hohe Tradeanzahl vorausgesetzt). Sind die Drawdownperioden über sämtliche Untersuchungszeiträume (insbesondere im Out-of-Sample-Bereich) in Dauer und Ausmaß ungefähr gleich, so spricht das für die Stabilität des untersuchten HS. Verstärken sich diese im Zeitverlauf zunehmend, beginnt das Handelssystem instabil zu werden und ein noch größerer Kapitalverlust könnte drohen.
Ist man in mehreren Märkten engagiert, so ermöglicht die Underwater Equity Curve eine Portfolioanalyse. Die sich unter Umständen ausgleichenden Kräfte der Märkte lassen sich in ihrem Zusammenspiel durch die grafische Darstellung der Drawdownphasen studieren.
Viele Grüße
Franck
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