Dieser Artikel aus der FTD läßt mich darauf hoffen, daß bald alle Probleme der Hardware-Geschwindigkeit der Vergangenheit angehören werden..........:]
Aus der FTD vom 8.2.2005Der ´Cell´: Neuer Superchip für den Hausgebrauch
Von Jan Oliver Löfken
Möglichst schnell, naturgetreu und dreidimensional - die Gemeinde der Computerspielfreaks stellt ständig wachsende Forderungen an die Hardware. Nun soll eine neue Chipgeneration für Spielkonsolen und Multimediarechner diese Bedürfnisse befriedigen.
Der "Cell" ist dem gewachsen. Mit dem Chip, der heutige PC um das Zehnfache ihrer Leistung überflügeln soll, ziehen in diesen Tagen
IBM, Toshiba und
Sony die größte Aufmerksamkeit auf der ISSCC - der International Solid-State Circuits Conference in San Fransisco - auf sich.
"Cell wird der Breitbandprozessor für industrielle Anwendungen bis zum digitalen Heim werden", verkünden die drei Partnerunternehmen. Mit 234 Millionen Transistoren, Taktraten deutlich über vier Gigahertz und bis zu 16 Teraflops - Billionen Rechenschritte in der Sekunde - pro Rechner soll Cell Supercomputing-Performance ins Eigenheim bringen. Schon im nächsten Jahr wird Sonys neueste Spielekonsole - die Playstation 3 - dank Cell Computerspiele zu neuen Höhepunkten stimulieren. Klassische PC-Nutzer, die mit Internet, Präsentationen und Tabellenkalkulationen jonglieren, dürfen ob dieses Leistungsschubs mit den Schultern zucken. Sie werden Cell nicht brauchen.
Neuer Markt für Superchips ist bereits da
Doch mit dem Zusammenwachsen von PC, Fernseher, Musikanlage und Heimkino brauchen die Entwickler nicht lange nach einem neuen Markt für ihre Superchips suchen. Multimediageräte entwickeln sich zum zentralen Gehirn eines modernen Haushalts und müssen mit Rechenleistungen bisheriger Großcomputer viele Aufgaben parallel bewältigen können. Der 64-Bit-Chip Cell, der maßgeblich am IBM Forschungszentrum in Böblingen mitentwickelt wurde, bietet mit seinen acht Prozessoren, die simultan ihre Rechenergebnisse zur Verfügung stellen, ideale Voraussetzungen. Ohne Probleme kann das Modul mit mehreren Betriebsystemen, jeweils optimiert auf eine Anwendung von digitaler Videobearbeitung bis zur simplen Ansteuerung eines DVD-Laufwerks, ohne Zeitverlust betrieben werden.
In der Milliarden teuren Fabrik in East Fishkill im Staat New York lassen IBM und Partner alle aktuellen Finessen in die Chipproduktion einfließen. 90 Millionstel Millimeter feine Strukturen (90-Nanometer-Technik) werden mit ultraviolettem Licht bei einer Wellenlänge von 193 Nanometern in das zuvor gestreckte Silizium ("strained silicon"
gebannt. Im Durchmesser 300 Millimeter große Siliziumrohlinge garantieren eine schnelle Produktion. Für schnelle Taktfrequenzen, geringe Störeffekte zwischen den Strukturen und kürzere Signalwege nutzt IBM die so genannte "Silicon on Insulator"-Technologie (SOI). Kupfer als Leitermaterial verbessert die elektrischen Eigenschaften des Chips.
Chiphersteller reagieren auf den Vorstoß
Tatenlos sehen
Infineon, Intel oder
AMD indes IBMs Vorstoß auf den Markt der kommenden Multimediazentren im Eigenheim nicht zu. So präsentiert
Fujitsu auf der ISSCC-Tagung einen Chip mit vier Prozessorkernen, der ebenfalls für das parallele Arbeiten taugt. Dieser soll bei der Bildverarbeitung eine Geschwindigkeit von 51,2 GOPS (Milliarden Rechenschritte pro Sekunde) und Datentransfergeschwindigkeit von 1 Gigabyte pro Sekunde erreichen. Intel stellt für dieses Jahr erste Pentium-4-Systeme mit zwei Rechenkernen (Dual-core) in Aussicht. Doch der Marktführer plant auch schon den Schritt zur übernächsten Generation von Hochleistungschips. Diese könnten schon im 65-Nanometer-Prozess gefertigt werden, wodurch die Transistordichte um über ein Drittel gesteigert werden kann. So berichten die Intel-Forscher über einen ersten 65-Nanometer-Prototyp, der bei drei Gigahertz mit geringen 1,1 Volt Betriebsspannung auskommt. Gegen Jahresende will Intel seinen Itanium-Prozessor "Montecito" fertigstellen. Die Serienproduktion für den 100-Watt-Chip mit 1,72 Milliarden Transistoren, gefertigt in 90-Nanometer-Technik, soll 2006 starten.
AMD will in diesem Jahr PC, Notebook und Server mit seinen neuesten Dual-Core-Prozessoren, den Opterons, ausstatten. Ebenfalls im 90-Nanometer-Prozess auf 30 Zentimeter großen Rohlingen gefertigt hält AMD damit Schritt. 64-Bit-Prozessoren mit der zukunfsträchtigen 65-Nanometer-Technologie könnten bereits 2006 im Dresdner Werk entstehen. Cell-Entwickler IBM nimmt diese nächste Schrumpfungskur für Computerchips zusammen mit Infineon, Chartered Semiconductor und
Samsung in Angriff. Solche Kooperationen machen bei den hohen Entwicklungskosten Sinn. "Jeder Partner liefert das bei, was er am besten kann", sagt Infineon-Sprecher Reiner Schönrock.
Setzen mit Cell trotz einiger Anlaufprobleme die 90-Nanometer-Prozess-Chips den Sprung auf den Massenmarkt an, schielen die Entwickler schon auf noch kleinere Strukturen. Die Verdopplung der Transistordichte gemäß dem Moore’schen Gesetz rund alle zwei Jahre im Hinterkopf, feilen Chartered und IBM am 45-Nanometer-Prozess. Damit wäre das Glück immer anspruchsvollerer Spielefreaks und der Anhänger vollvernetzter, multimedialer Eigenheime zumindest für dieses Jahrzehnt gesichert.
Rechen-Blitz
Alles auf einmal Acht Prozessoren verarbeiten die Daten parallel. Dieses Prinzip weist den Weg in die Chip-Zukunft.
Alles ganz schnell 16 Billionen Rechenschritte in der Sekunde kann "Cell" ausführen. 234 Millionen Transistoren sind dafür im Einsatz.
Alles für mehr Spaß Die Leistung ist vor allem für Spiele wichtig. Für Textverarbeitung und einfache Grafiken braucht man sie nicht.
© 2005 Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Frieder« (16. Februar 2005, 23:33)