..Blöd ist, wenn plötzlich der Croupier weg ist!
Im Nachhinein hat es natürlich wieder
jeder gewusst. Dass es über kurz oder lang
zu einem Kurseinbruch an den Aktienmärk-
ten kommen würde, war doch klar. Schließlich
hatte sich der Dax seit seinem Tief vor fast
genau vier Jahren mehr als verdreifacht. Und
die Kurse an den Schwellenländerbörsen sind
ohnehin nur durch habgierige Spekulanten in
die Höhe getrieben worden, die sich bei den
ersten Anzeichen eines Trendwechsels genau
so schnell verabschieden wie sie gekommen
sind. Und überhaupt sind es doch die Hedge
Funds, die den Markt bestimmen und die
kleinen Privatanleger laufen einfach nur blind
jedem Trend hinterher. Wer bei einem Dax von
7.000 Punkten noch eingestiegen ist, der ist es
eben auch selber Schuld.
Keine Frage, der vorhergehende Absatz
steckt voller Ironie und Übertreibung. Doch im
Grunde genommen spiegelt er nur das wider,
was in diesen Tagen im Umfeld der Aktien-
märkte immer wieder zu hören und zu lesen
ist. Zumindest zwischen den Zeilen, denn of-
fen aussprechen wird dies kaum jemand, auch
wenn in jeder Aussage zumindest ein kleiner
Funken Wahrheit stecken mag. Mit Anstand
hat das nur wenig zu tun. In Wirklichkeit ist
es wohl eher so, dass zwar viele „Gurus“
tatsächlich vor einer drohenden Korrektur ge-
warnt haben. Pünktlich zum Ausstieg geklin-
gelt hat aber kaum jemand. Im Gegenteil: Viele
der selbsternannten Experten sind schon viel
früher ins Bärenlager abgewandert und haben
so einen Großteil der Rally verpasst – im Ge-
gensatz zu so manchem Kleinanleger, der sich
trotz Korrektur noch über beachtliche Gewinne
freuen kann.
Und im Lager dieser von den „Prois“ oft-
mals belächelten Klientel gab es auch jede
Menge Anleger, die durch geschickte Transak-
tionen in den vergangenen Tagen Geld verdi-
ent haben. Insbesondere mit Hebelprodukten
wie Turbos oder Optionsscheinen. Bei denen
drohen zwar enorme Risiken, vernünftig ein-
gesetzt können sie aber auch richtig Freude
machen. Wie beim Roulette, wenn man meh-
rere Runden hintereinander auf rot setzt und
die gewonnenen Chips eine Zeit lang liegen
lässt und tatsächlich immer wieder rot kommt
und sich die Chips ständig vermehren. Gewinne
laufen lassen – heißt das dann an der Börse.
Nun stelle man sich vor, die Kugel ist zum
wiederholten Male auf einem roten Feld ge-
landet und Roulett-Fuchs Pifig entschließt
sich dann doch mal die Gewinne zu realisie-
ren. Gier ist schließlich fast immer der falsche
Ratgeber. Doch plötzlich heißt es „Rien ne
va plus“ – Nichts geht mehr. Obwohl die Zeit
noch gar nicht abgelaufen ist. Unvorstellbar?
Beim Roulette tatsächlich. An der Börse leider
nicht. Denn genau das passierte zahlreichen
Anlegern in den vergangenen Tagen, als sie
Produkte einiger bei Hebelprodukten führender
Emittenten handeln wollten. Dort hieß es dann
plötzlich „wegen technischer Probleme können
zur Zeit keine Derivate quotiert werden“. An-
leger, die vorher genau von diesen Emittenten
Papiere erworben hatten, dürften ganz schön
dumm aus der Wäsche geguckt haben.
Was wir daraus lernen: Selbst wer an der
Börse das richtige Näschen zum richtigen Zeit-
punkt hat, hat das Spiel noch nicht gewonnen.
Zwar rühmt sich der Derivate-Markt damit,
dass Anleger im Gegensatz zum Aktienhandel
keinen direkten Gegenpart benötigen, weil der
Emittent als Kontrahent einspringt. Das gilt
aber eben nur für den Fall, dass dieser gerade
mal keine technischen Probleme hat. Anson-
sten hat der Kunde Pech gehabt. Beim Rou-
lette würde das einem Croupier (wenn über-
haupt) wohl nur zweimal passieren: Das erste
und das letzte Mal.
P.S. Ein paar Eindrücke zum Geschehen
(oder besser zum Nicht-Geschehen) der ver-
gangenen Tage liefert die bei
www.euwax.de
abrufbare Liste der Handelseinschränkungen
in der Rubrik „Der Handel“.
(Quelle: Finaztreff.de by PDF)
PS: Da helfen auch die schönsten HSSe und Signale leider nicht mehr! Die Emis werden es unter der Rubrik:"
Kollateralschaden" abhaken..