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1

Freitag, 2. März 2007, 12:47

Börse ist manchmal wie Roulette.....

..Blöd ist, wenn plötzlich der Croupier weg ist!

Im Nachhinein hat es natürlich wieder
jeder gewusst. Dass es über kurz oder lang
zu einem Kurseinbruch an den Aktienmärk-
ten kommen würde, war doch klar. Schließlich
hatte sich der Dax seit seinem Tief vor fast
genau vier Jahren mehr als verdreifacht. Und
die Kurse an den Schwellenländerbörsen sind
ohnehin nur durch habgierige Spekulanten in
die Höhe getrieben worden, die sich bei den
ersten Anzeichen eines Trendwechsels genau
so schnell verabschieden wie sie gekommen
sind. Und überhaupt sind es doch die Hedge
Funds, die den Markt bestimmen und die
kleinen Privatanleger laufen einfach nur blind
jedem Trend hinterher. Wer bei einem Dax von
7.000 Punkten noch eingestiegen ist, der ist es
eben auch selber Schuld.


Keine Frage, der vorhergehende Absatz
steckt voller Ironie und Übertreibung. Doch im
Grunde genommen spiegelt er nur das wider,
was in diesen Tagen im Umfeld der Aktien-
märkte immer wieder zu hören und zu lesen
ist. Zumindest zwischen den Zeilen, denn of-
fen aussprechen wird dies kaum jemand, auch
wenn in jeder Aussage zumindest ein kleiner
Funken Wahrheit stecken mag. Mit Anstand
hat das nur wenig zu tun. In Wirklichkeit ist
es wohl eher so, dass zwar viele „Gurus“
tatsächlich vor einer drohenden Korrektur ge-
warnt haben. Pünktlich zum Ausstieg geklin-
gelt hat aber kaum jemand. Im Gegenteil: Viele
der selbsternannten Experten sind schon viel
früher ins Bärenlager abgewandert und haben
so einen Großteil der Rally verpasst – im Ge-
gensatz zu so manchem Kleinanleger, der sich
trotz Korrektur noch über beachtliche Gewinne
freuen kann.

Und im Lager dieser von den „Prois“ oft-
mals belächelten Klientel gab es auch jede
Menge Anleger, die durch geschickte Transak-
tionen in den vergangenen Tagen Geld verdi-
ent haben. Insbesondere mit Hebelprodukten
wie Turbos oder Optionsscheinen. Bei denen
drohen zwar enorme Risiken, vernünftig ein-
gesetzt können sie aber auch richtig Freude
machen. Wie beim Roulette, wenn man meh-
rere Runden hintereinander auf rot setzt und
die gewonnenen Chips eine Zeit lang liegen
lässt und tatsächlich immer wieder rot kommt
und sich die Chips ständig vermehren. Gewinne
laufen lassen – heißt das dann an der Börse.
Nun stelle man sich vor, die Kugel ist zum
wiederholten Male auf einem roten Feld ge-
landet und Roulett-Fuchs Pifig entschließt
sich dann doch mal die Gewinne zu realisie-
ren. Gier ist schließlich fast immer der falsche
Ratgeber. Doch plötzlich heißt es „Rien ne
va plus“ – Nichts geht mehr. Obwohl die Zeit
noch gar nicht abgelaufen ist. Unvorstellbar?
Beim Roulette tatsächlich. An der Börse leider
nicht. Denn genau das passierte zahlreichen
Anlegern in den vergangenen Tagen, als sie
Produkte einiger bei Hebelprodukten führender
Emittenten handeln wollten. Dort hieß es dann
plötzlich „wegen technischer Probleme können
zur Zeit keine Derivate quotiert werden“. An-
leger, die vorher genau von diesen Emittenten
Papiere erworben hatten, dürften ganz schön
dumm aus der Wäsche geguckt haben.
Was wir daraus lernen: Selbst wer an der
Börse das richtige Näschen zum richtigen Zeit-
punkt hat, hat das Spiel noch nicht gewonnen.
Zwar rühmt sich der Derivate-Markt damit,
dass Anleger im Gegensatz zum Aktienhandel
keinen direkten Gegenpart benötigen, weil der
Emittent als Kontrahent einspringt. Das gilt
aber eben nur für den Fall, dass dieser gerade
mal keine technischen Probleme hat. Anson-
sten hat der Kunde Pech gehabt. Beim Rou-
lette würde das einem Croupier (wenn über-
haupt) wohl nur zweimal passieren: Das erste
und das letzte Mal.


P.S. Ein paar Eindrücke zum Geschehen
(oder besser zum Nicht-Geschehen) der ver-
gangenen Tage liefert die bei www.euwax.de
abrufbare Liste der Handelseinschränkungen
in der Rubrik „Der Handel“.

(Quelle: Finaztreff.de by PDF)

PS: Da helfen auch die schönsten HSSe und Signale leider nicht mehr! Die Emis werden es unter der Rubrik:"Kollateralschaden" abhaken..;)
Happy Trading

Thomas

unregistriert

2

Freitag, 2. März 2007, 18:05

Dass die Emittenten die Kurse schon mal aussetzen ist sicherlich hinreichend bekannt. Es gibt aber sicher noch eine ganze Reihe andere Dinge, die eher im verborgenen liegen dürften.

Ich hatte vor einiger Zeit das Glück mich mit einer Person zu unterhalten, die mal für ein großes im Derivatehandel tätiges Haus gearbeitet hat. Die Aufgabe bestand darin Kurse für Zertifikate und Optionsscheine zu stellen. Ich weiß nicht so recht, ob ich all das glauben soll, was man mir über den Handel dort erzählt hat. Ich fand es auf jedem Fall interessant mal einen Einblick zu bekommen.

Es soll z.B. so sein, dass die Händler daran gemessen werden, wieviel unterm Strich aus ihrer Handelsaktivität übrig bleibt. Konkret heißt das z.B., der Händler bedient morgens eine große Order für ein Dax Long Zertifikat und der Dax steigt den ganzen Tag über, so dass diese Position gegen ihn läuft. Eigentlich ja egal, müsste man meinen, schließlich wird so etwas doch im Dax Future gehedgt. Ob das so ist wissen die Händler nicht. Wenn ja, dann durch andere Personen (macht ja auch Sinn nur das Gesamtrisiko zu hedgen) Sie werden lediglich daran gemessen, ob sie plus oder minus gemacht haben, müssen also ein glückliches Händchen dabei haben welche Orders sie noch bedienen und welche nicht.

Ein Problem hat der Händler dann, wenn er einen Kunden hat, der über ein gutes Marktgespürr verfügt und große Orders platziert. Dann kommt er nämlich auf keinen grünen Zweig mehr wenn er bedient.

Einige Kunden spielen den Markt angeblich den ganzen Tag lang rauf und runter, da sie genau wissen innerhalb welcher Range der Markt sich bewegen wird. In diesen Fällen soll es tatsächlich so weit gehen, dass man Druck auf den Broker ausübt, damit dieser den Kunden vom Handel fernhält oder am Besten ganz los wird. Das erinnert schon wieder stark ans Casino. Wer gewinnt fliegt raus.

Ist so etwas wohl möglich oder eher in die Kategorie Märchen einzuordnen?