Schlürfen und schürfen
Die US-Börsenaufsicht hat den größten Betrugsskandal seit Jahren aufgedeckt - und es ist wohl nicht der letzte Fall. Denn die Zahl der mutmaßlichen Manipulationen steigt neuerdings kräftig. Gerade Hedge-Fonds geraten immer öfter ins Visier der Fahnder.
Am Anfang war es nur eine Schnapsidee. Ersonnen am Tresen der Oyster Bar, jenem Restaurant in den Katakomben der New Yorker Grand Central Station, das für seine traditionell rot-weiß karierten Tischtücher ebenso berühmt ist wie für die 29 Sorten Austern, das Riesenaquarium voller lebender Hummer oder die über und über mit Stuck und Fresken verzierten Gewölbedecke.
Hier treffen sich Manhattans Investmentbanker, um mittags Geschäfte abzuschließen oder nach Feierabend noch ein, zwei frisch gezapfte Biere zu trinken. Und hier trafen sich im Jahr 2001 auch zwei alte Freunde, um ein Problem aus der Welt zu schaffen: Mitchel Guttenberg und Erik Franklin.
!!!Schmiergelder in Kartoffelchipstüten!!!
Guttenberg, Berater für Großinvestoren beim Schweizer Bankkonzern UBS, stand beim Hedge-Fonds-Manager Franklin in der Kreide: mit 25.000 $. Schnell kamen die beiden auf einen Plan, wie Guttenberg seine Schulden begleichen könnte: Als einer der Chefs der Beratungsabteilung für institutionelle Anleger erhielt der UBS-Mann vorab Einblick in die Kaufs- und Verkaufsempfehlungen der Analysten der Bank. So konnte er Franklin noch vor der Veröffentlichung mitteilen, dass die UBS Aktien bestimmter Firmen auf- oder abwerten würde.
Solche Einschätzungen können Kurse kräftig in Bewegung bringen. Die Absprache klappte so gut, dass die Freunde ihr System auch beibehielten, als Guttenbergs Schulden getilgt waren. Schon bald wurde aus dem Duo eine Bande. Die Betrüger benutzten Wegwerfhandys, verständigten sich mit Geheimcodes und übergaben Schmiergelder in Kartoffelchipstüten....
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