Freitag, 19. April 2024, 11:17 UTC+2

Sie sind nicht angemeldet.

  • Anmelden
  • Registrieren

Ganesha

unregistriert

1

Mittwoch, 16. Mai 2012, 10:15

Rentenversicherungspflicht für Selbständige

Hallo,

ich mache hier mal kurz einen Werbeblock (für Interessierte und Betroffene). In Deutschland soll eine Rentenversicherungspflicht für Selbständige eingeführt werden:

http://www.heise.de/tp/artikel/36/36941/1.html

Problem aus meiner Sicht: Die Versicherungspflicht geht völlig am Problem vorbei. In meinen Augen gibt es drei Gründe für Altersarmut von Selbständigen
- die Selbständigkeit wirft nicht genügend Gewinn ab um davon leben zu können
- die Einkünfte schwanken sehr stark und vor allem:
- Altersvorsorge von Selbständigen ist nicht pfändungsgeschützt.

Der dritte Punkt hat mich selbst schon zweimal getroffen. Ereignisse die nicht in meiner Person liegen (Betrug sowie Konkurs von einem Großkunden) haben dazu geführt, dass ich meine Altersvorsorge auflösen musste um die entstandenen Schulden zu bezahlen.

Und solche Ereignisse können von jetzt auf gleich passieren. Für Angestellte sind Pfändungen völligen schmerzfrei: Wenn sie zu wenig oder gar nichts verdienen (Arbeitslosigkeit), finanziert die Sozialgemeinschaft (also auch ich) die Altersvorsorge. Geht ein Angestellter pleite, ist die Altersvorsorge pfändungsgeschützt. Notfalls querfinanziert durch den Bundeshaushalt (also auch durch mich).

Bei einem Selbständigen bedeuten Pfändungen aber immer, dass zuerst die Altersvorsorge angegriffen wird. Und da liegt IMO auch die wichtigste Stellschraube. Eine angemessenene Altersvorsorge muss vor Gläubiger-Zugriff geschützt werden.

Der Gesetzesvorschlag macht es für Selbständige schwerer überhaupt eine angemessene Altersvorsorge zu finanzieren. Statt sinnvoll zum Beispiel in Aktien zu investieren, muss man in Versicherungen einzahlen, die dann Renditen unterhalb der Inflation bringen. Also ein tolles Geschenk für die Versicherungsindustrie, ein tolles Geschenk für die staatliche Rentenversicherung, ein Alptraum für Selbständige die eine eigene Altersvorsorge aufbauen wollen.

Zum Gesetzesvorschlag gibt es hier auch gleich einen passenden Link für eine Onlinepetition gegen den Vorschlag: https://epetitionen.bundestag.de/index.p…etition%3D23835

Aktuell 42.000 Unterzeichner.

Tim

unregistriert

2

Mittwoch, 16. Mai 2012, 11:45

Hallo Ganesha,

danke für den Artikel.

Ich finde anmaßend, dass vorgesehen ist, die Rentenversicherungspflicht für Selbständige über Produkte bestimmter Finanzdienstleister zu realisieren.
So soll wohl versteckt eine Industrie subventioniert werden, die sich in der Vergangenheit häufig primär durch Inkompetenz, ausschweifende Festivitäten und Gebührenwucher zu Lasten ihrer Kunden hervorgetan hat und aktuell deshalb von eben diesen Kunden die Quittung in Form von fehlendem Neugeschäft erhält.

Jeder selbständige Trader mit vergleichbar desaströsem Risikomanagement und einem Ausgabeverhalten, wie es bei der Hochfinanz Usus war und ist, wäre innerhalb kürzester Zeit bankrott gegangen und geblieben.

Da die aus den Steuergeldern (auch der Selbständigen) finanzierten Rettungsschirme an die Finanzindustrie offensichtlich gerade mal den sofortigen Kollaps der "Finanzkompetenz" verhindern konnte, nicht aber langfristig ihr weiteres Fortbestehen sichern, wird wohl jetzt noch ein Plan B benötigt.

Die Arbeitnehmer sind inzwischen durch Steuern, Lohnverzicht, kalte Progression, Inflation usw., usf. so geschröpft, dass da wohl partout nichts mehr zu holen ist.
Bleiben einfach aktuell nur noch die Selbständigen als Zahlmeister.

Ginge es wirklich um die Absicherung der Selbständigen gegen Altersarmut, wäre dafür schließlich auch das gute, alte Festgeldsparen grundsätzlich geeignet.

Cu Tim

ottoheinze

unregistriert

3

Freitag, 25. Mai 2012, 15:32

Ich kann mich Euch nur anschließen. Tim du hast Recht, Festgeldsparen wäre eine Alternative.

PIcasso

unregistriert

4

Freitag, 25. Mai 2012, 22:03

rente

Hallo,

zunächst denke ich mal, dass man mit dieser Rente erst einmal neue Arbeitsplätze produziert, obwohl das abwegig klingt.

Bei Rieser hat man z.B. eine "Riesen" "Zulagebehörde" geschaffen, die soagar die Zulagen zurückholen, wenn 10-20 Millionen Verträge wegen Kündigung des Vertragsunsinn wieder zurück bezahlt werden müssen. Man bedenke, die Arbeitsministerin schafft das Gesetz.

Der zweite Punkt ist besonders kritisch, Normal braucht die Regierung bis zum 30.12., bis das Gesetz durch ist.

Dann haben 10 Millionen nur noch einen Tag Zeit irgendeinen Notfallvertrag abzuschlissen, etwas übertrieben, aber treffend.



Einen Fond wie z.B. über die Bundebank und Bundesschatzbriefe wäre fast genial, da sichere Zinsen und kaum Gebühren.

Bei normaler Ausstattung der Verträge sind aber sicher 10-15% Gebühren und 2-3 % Zinsen drin, also rechnerisch ein Verlust von ca. 10% allein durch die Gebühren jedes Jahr. Wie sagte doch ein Minister vor ein paar Jahren "die Rente ist sicher".

Ich hatte das vor ca. 15 Jahren live gesehen und mich damals gefragt, für uns oder für dich?

heute ist mir klar, für mich war das nicht gemeint.



Weil Du das Thema Pfändung ansprichst, bei Riester ist das z.B. vor Pfädnung geschützt.

Allerdings nur in der Einzahlungsphase, in der Auszahlungsphase mit Beginn der Rente nicht mehr.

Es ist da nur eine Frage der Zeit, bis man den Finanzlöffel wieder abgeben kann.

Für jede Lösung hat der Gesetzgeber eineentsprechend Gegenlösung.



Sorry wenn ich das so negativ sehe, aber ich habe mich erst kürzlich intensive mit dem Thema Rente für mich beschäftigt.

Das ist fast alles Schrott, ob gesetzl. oder privat. Noch schlimmer ist nur noch die Lebensversicherung.



Picasso

Lenzelott Männlich

Experte

Registrierungsdatum: 30. Dezember 2002

Beiträge: 3 051

Wohnort: Giessen

5

Samstag, 26. Mai 2012, 00:19

Ich kann mich Euch nur anschließen. Tim du hast Recht, Festgeldsparen wäre eine Alternative.


Die Glanzleistung kann man hiernachlesen.

Es steht geschrieben:

Zitat

Die Altersvorsorge und ihre Erträge dürfen nicht vererblich, nicht übertragbar, nicht beleihbar, nicht veräußerbar und nicht kapitalisierbar sein. Die Alterssicherung muss als Rente ausgezahlt werden.


Das wird wohl nix mit Festgeldsparen.

Einziges Produkt was dazu anscheinend passt: Private Rentenversicherung.
Und in was investieren die Lebens & Rentenversicherungen die Milliarden die Ihnen zufliessen?

Richtig!
Zum aller, aller größten Teil in Staatsanleihen.
Und mit Solvency II werden Sie noch stärker dazu gezwungen.

noch Fragen? :baby:
If you think it´s expensive to hire a professional, wait until you hire an amateur.

G.F.

unregistriert

6

Samstag, 26. Mai 2012, 08:38

RE: rente

zunächst denke ich mal, dass man mit dieser Rente erst einmal neue Arbeitsplätze produziert, obwohl das abwegig klingt.

Auf diese Arbeitsplätze kann man gut verzichten. Diesen weiteren Wasserkopf braucht niemand.

Diese Arbeitsplätze entsprechen dann den Arbeitsplätzen bei den IHK's , Handwerkskammern und anderen völlig nutzlosen Institutionen in die man als Selbstständiger per Zwangsmitgliedschaft hineinbeordert wird.
Viel einzahlen und niemals eine Gegenleistung bekommen.

Mit diesem angedachten Gesetz versucht von der Leyen sich lediglich weitere Steuertöpfe zu erschließen um dieses Geld dann an irgendwelche Empfänger umzuleiten die nichts, aber auch gar nichts damit zu tun haben. An von der Finanzkrise gebeutelte selbstständige griechische Kioskbesitzer und Taxifahrer zum Beispiel.

Zitat aus diesem von der Leyen Pamphlet: "Die Altersvorsorgepflicht soll operativ zentral durchgeführt werden. Als Kompetenz- und Wissensträger bietet sich die Deutsche Rentenversicherung Bund an.".
Das man sich hier nicht schämt so etwas zu schreiben. Diese Kompetenz im Verprassen von unmengen von Geldern haben diese Damen und Herren in den vergangenen Jahrzehnten eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Aber das ist die Tendenz in unserer Gesellschaft. Wir versozialisieren immer mehr. In einigen Jahren haben wir dann alle eine chinesische Ballonmütze auf und sind alle gleich. Tolle Aussichten.

Aber zumindest dieser Geistesblitz der guten Frau von der Leyen trifft auf mich nicht mehr zu. Ich bin nun (leider) bereits 57 Jahre alt und mit diesen alten Methusalems hatte die Dame offenbar ein Einsehen und hat sie aussen vor gelassen.

Bernd wurde hier an anderer Stelle im Forum mal wegen seines CH Wohnsitzes "von der Seite angegangen".
@Bernd .... Ich beneide Dich um Deinen CH Wohnsitz ...

Grüße,

Gerd

PIcasso

unregistriert

7

Samstag, 26. Mai 2012, 09:32

omnibus

Hallo,

ich bin vor ein paar Tagen mal auf diese Gesellschaft für mehr direkte Demokratie gekommen:

http://www.omnibus.org/home.html



Denke dass es in Zukunft bessere Möglichkeiten gibt etwas zu bewegen.



Wir hatten vor 30 Jahre das Thema Rente an der Uni mal gründlich durchgekaut, es wußte jeder was da auf uns zukommt.

Stand jetzt ist nicht ganau das eingetreten, es wurde noch schlimmer, weil viele Gesetze so geändert wurden,

wie man es sich nicht hätte vorstellen können. (steuer auf die rente, krankenversicherungsbeiträge nicht mehr 50% von der Bfa, Altersgrenze anheben, hohe Abschläge wer früher geht, usw).



Richtig deftig ist aber für viele unbemerkt die Regelung Berufsunfähigkeit, die gibt es nicht mehr.

Es gibt nur noch Erwerbsunfähigkeit. Selbst aus dem näheren Kreis erlebt, werden Menschen noch als

erwerbsfähig eingestuft, die eigentlich gar nicht mehr richtig arbeiten können.

Solang noch ein Händchen beweglich ist, könnte ja ein Arbeiter durch Umschulung nochmals zu einem

PC-Spezialisten heran wachsen. Da kann der Staat seine Spezialtruppen einsetzen und noch entsprechend Schulungen durchführen

und das Ding Rente einige Jahre hinaus zögern. Das sind aber aus meiner Sicht furchtbare unsoziale Vorgänge und die Umschulungskosten sind in Summe höher als wenn man das gleich richtig umstellt.



Schweiz ist eine sehr gute Lösung aber das kann nicht jeder, Bernd, Du hast es gut.



Picasso

Ganesha

unregistriert

8

Dienstag, 29. Mai 2012, 12:30

Ich bin ja kein Freund von Verschwörungstheorien. Wäre ich es, würde ich auf diese Rechnung kommen:

Es gibt in Deutschland etwas über 4 Mio Selbständige (jupp, so viele). Angenommen die müssten im Schnitt pro Monat 500,- EUR einzahlen und würden dies je zur Hälfe in die Rentenkasse und einen staatlich erlaubten Fond machen, dann ergäbe das:

4 Mio * 500 * 0.5 * 12 = 12 Milliarden jährlicher Zuschuss für die Rentenkasse und 12 Millarden zusätzliche Kredite für die Bundesrepublik über die langfristige Investition in Staatsanleihen.

PIcasso

unregistriert

9

Donnerstag, 31. Mai 2012, 08:47

Die Knalltütenaltersvorsorgen

Hallo Ganesha,

da möchte ich Dir ein paar Hinweise geben, weil ich da selbst Erfahrungen gemacht habe.

Bei mir waren es zwar Gehaltsumwandlungen aber Verträge für Selbstständige sind oft ähnlich ausgestattet.



Bei Verträgen/Gehaltsumwandlungen auch anderen Verträgen für die Altersvorsorgen wird hauptsächlich in Fonds investiert, in europäische Rentenfonds und Aktienfonds. Das ist zwar sehr gut nach meiner Meinung aber es gibt denn Knalltüteneffekt mehrheitlich bei diesen Anlagen, der ggf. die ganzen Bemühungen wieder zunichte macht.

Es ist der vorgegebene Umstellungstermin oder Auszahlungstermin der schon beim Abschluss des Vertrags feststeht, also schon vor vielen Jahren festgelegt wurde. Mehrheitlich wird der gesamte Fondsanteil an diesem Stichtag aufgelöst und ausbezahlt oder das Kapital daraus in Geldmarktfonds gesteckt um es dann für die gewünschte maximal Auszahlungsdauer von max. 10 Jahren auszuzahlen. Es gibt auch während der Laufzeit keine Möglichkeit vorher das Aktien- oder Rentenfondskapital vorher in einen sichereren Geldmarktfonds umzuschichten.

Natürlich gibt es Gesellschaften/Fonds die eine stufenweise Umschichtung in den letzten Jahren vorsehen, was natürlich mit einer höheren Managementgebühr verbunden ist. Mehrheitlich haben aber in den Unternehmen die Personalberater die solche Entscheidungen treffen welche Anlagegesellschaft genommen wird, verständlich kaum eine Ahnung über diese Problematik.

Um das mal zu untermauern, gebe ich mal zwei echte Beispiele

Ein Aktienfond für die Altersvorsorge hatte vor 10 Jahren einen Wert pro Anteil bei ca. 14 EUR, im Jahr 2003 einen Tiefpunkt bei 6 EUR, 2007 wieder ein hoch bei 15 EUR und 2009 wieder ein Tief bei ca. 5 EUR. Wer Pech hatte, der bekam 2009 nur 1/3 gegenüber dem hoch von 2007. Ein Rentenfonds (in dem sicher auch griechische Anleihen steckte) ist vom Höchststand ca. 2007 auch um ca. 1/3 gefallen (stand heute). Immerhin hat sich das jetzt 5 Jahren in Summe nach unten bewegt.

Viele Menschen die kurz vor der Auszahlung standen mussten da machtlos zusehen, wie das

Vermögen in der Finanzkrise den Bach hinunter ging und zu einem vor 10, 20 oder 30 Jahren vorher festgelegten Termin umgestellt wurde, der Fond für den Anleger verkauft wurde.

Aber es hätte schlimmer kommen können oder das Dicke Ende kommt ggf erst noch.



Außerdem werden diese Verträge durch die einmalige Umstellung dann daran „gehindert“

sich als Fond weiter zu entwickeln, wenn das gesamte Geld in der Auszahlungsphase in z.B. einem Geldmarktfonds befindet, statt in einem Aktien oder Rentenfond, auch wenn es der

Anleger erst jährlich in z.B. 10 Jahren auszahlen lässt. Ich vermute hier den Gesetzgeber, der diese maximale Auszahlungsdauer bei Gehaltsumwandlungen vorsieht, leider hatte mir da der

Arbeitgebern nicht geantwortet. Denn der Staat hat ja auch Steuervorteile, wenn das Geld innerhalb von 10 Jahren wieder ausbezahlt wird. Es sind höhere Summen die dann mit anderen zu einem höheren Steuersatz führen und viele sind dann in einer schlechteren Steuerklasse.



Der fest definierte Auszahlungstermin/Umstellungstermin ist eine wesentliche Krücke bei vielen Verträgen, darauf achten aber sehr viele beim Abschluss wenig.

Der Anleger hat Möglichkeiten nicht nur einen Vertrag sondern Verträge mit unterschiedlicher Fälligkeiten abzuschließen, ggf. dann einen alten Vertrag einfach ruhen zu lassen. Wichtig ist aber ein gutes Management für diese Fonds, auch wenn es etwas mehr kostet, in den letzten Jahren das Geld stufenweise umzuschichten in Geldmarkfonds. In der Regel haben die Angestellten kaum eine Wahlmöglichkeit weil das von den Personalabteilungen vorgegeben wird. Die Angestellten können aber mit dem Wissen auf die Personalabteilungen zugehen und ggf. auch über den Betriebsrat um bessere Anlagen zu bekommen. Wie gesagt, ich spreche hier von Gehaltsumwandlungen die heute noch durch Mehrheitlich sehr starre Anlagen ausgestattet sind mit wesentlichen Risiken am Auszahlungstermin. Leider ist das aus meiner Sicht ein trauriges Kapitel, weil die gute Auswahl Fond sich durch die Vertragsumstellung zu einer echten Knalltüte entwickeln kann.

Die Selbstständigen können da besser entscheiden, weil das von Ihnen selbst ausgewählt wird, aber darauf sollten sie unbedingt achten.



Picasso